Die Frankfurter Ortsgruppe der interventionistischen Linken entstand in und aus der konkreten Auseinandersetzung heraus. Sie findet, erfindet, gründet und ergründet sich entlang ihrer Praxis. Das gelingt uns nicht immer, doch der Eigenanspruch schließt das Recht auf Irrtum genauso ein, wie die Notwendigkeit der Kritik und die Möglichkeit zur Veränderung. Der Beginn der europaweiten Blockupy-Proteste im Jahr 2012 markiert auch den Beginn unserer eigenen Frankfurter Organisierungsdebatte. Im Frühjahr 2015, Deutschland profitierte bereits jahrelang von der Krise in Europa, entluden sich die europäischen Krisenproteste in der Mainmetropole. Die Ortsgruppe hatte sich da schon längst gefunden, nicht nur anhand ihrer einzelnen Subjekte, auch die Sprache war fortan eine gemeinsame.
So wie die iL als bundesweite Organisierung eine Teilsumme der linksradikalen Aufbrüche der letzten Jahrzehnte ist, so vielschichtig sind unsere Frankfurter generationenübergreifenden politischen Biographien, so breit ist unser Handeln. Weder werden gesamtgesellschaftliche Umbrüche im Kiez erreicht, noch von einer höher gelagerten Ebene ausgehend einfach eingeleitet. Es existiert ein Wechselverhältnis zwischen beiden Punkten. Eine überregionale Organisierung mit lokaler Verankerung und der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus sind demnach unabdingbar und eine Grundvoraussetzung für den Wandel. Wir sind gleichermaßen von revolutionären Ereignissen beseelt, wie wir an einer rebellischen Grundhaltung festhalten, die uns stets weiter gehen lässt. Aus der eigenen Widerspenstigkeit mit den bestehenden Zuständen dieser Welt entspringt der Ansporn zum kommenden Aufstand. Befreiung und Emanzipation sind keine abgeschlossenen Zustände, sondern sind der Anspruch, nicht aufzuhören, weiter zu machen. Alles für alle!
Wir sind da zu Hause, wo wir als organisiertes Kollektiv in Erscheinung treten und die Widersprüche zuspitzen. Sei es im Rahmen einer Stadtteilpolitik zugunsten der Mieter:innen oder der hiesigen umkämpften Klimapolitik; möge es die Unterbrechung der Rüstungsmaschinerie oder die Schaffung solidarischer Städte als sichere Häfen sein; sei es entlang eines Projektes einer umgreifenden gesellschaftlichen Entnazifizierung, oder entlang des Eingreifens für die Gesellschaft der Vielen. Unsere Revolte und Utopie ist feministisch, patriarchale Machtverhältnisse gilt es aufzulösen, in all unseren Kämpfen, auf jeder gesellschaftlichen Ebene. Unser Begehren und unsere Zukunft sind antirassistisch, angetrieben von der Verachtung gegenüber den unterschiedlichen deutschen Rassismen, in ihrer alltäglichen bis institutionellen, in ihrer liberalen bis konservativen Variante. In all dem ist der globale Bezug kein Nebenschauplatz für uns, sondern genau jene Ebene, auf der die Kämpfenden dieser Welt zusammenkommen und sich in Beziehung zueinander setzen. Die Rolle von Frankfurt am Main ist dabei nicht die irgendeiner, sondern die einer besonderen Stadt inmitten des funktionierenden kapitalistischen Weltsystems. Damit verbunden ist eine besondere Verantwortung, die wir alle, iL und nicht-iL, in unseren Händen halten. Welchen Ausdruck diese Verantwortung heute und morgen gewinnen wird, sind wir frei zu entscheiden.
Wissend, dass die Aufhebung von Unterdrückung, Ausbeutung und Ausgrenzung nicht ohne Gewalt der Gegenseite möglich sein wird, bewahren wir alle das Recht auf Aufstand und das Recht auf Selbstverteidigung in unseren Händen und Herzen. Radikalität ist keine platte Attitüde, derer man mittels Style und Sprech mächtig werden kann. Radikal ist das, was am Ende einer Handlung und eines Prozesses herauskommt, ein real existierendes Resultat kollektiver Politik, das im Widerspruch zur Situation davor steht. Unsere subjektive und kollektive Identität ist dabei nichts statisches, wir sind die, die wir waren, sind und sein werden wollen. Wir haben nicht der Weisheit letzter Schluss – und wir suchen ihn auch gar nicht. Uns eint mehr, „the irrepressible lightness and joy of being communist.“