
Am 15. Juni fand erstmal bundesweit der sogenannte Nationale Veteranentag statt. Auch auf dem Hessentag in Bad Vilbel wurden in einem Zelt der Bundeswehr Soldat:innen, und damit auch die deutsche Militärgeschichte, geehrt. Im Rahmen bundesweiter Proteste gegen den Veteranentag haben wir gemeinsam mit anderen Aktiven zu Beginn der Veranstaltung mit Boris Rhein eine Störaktion durchgeführt. Im Folgenden unser Flyer und unsere Presseerklärung dazu.
Veteranentag - kein Grund zum Feiern!
Mit dem wieder groß eingeführten Veteranentag will die Bundeswehr ihre Held*innen ehren. Überall wird erzählt, dass es im Krieg um unsere Interessen geht, um unsere Sicherheit, um unsere Freiheit und Demokratie. Der Krieg wird in unseren Alltag gerückt - als glorreicher Feldzug westlicher Werte. Der Veteranentag soll uns vergessen lassen, wie grausam und tödlich jeder Krieg ist. Dass deutsche Soldat*innen als Held*innen gefeiert werden, soll es schwer machen, kritisch über Krieg nachzudenken. Denn: Die Kriegstüchtigkeit beginnt im Kopf!
Der Veteranentag ist Ausdruck davon, wie aktuell versucht wird unseren Blick auf die Geschichte und die Welt zu verändern. Dabei gibt es überhaupt keinen Grund, deutsche Soldaten zu feiern. Die Geschichte lehrt uns das Gegenteil: Der „Volkstrauertag“ um die Toten des 1. Weltkriegs wurde schon in den 1920er Jahren von rechten Kräften vereinnahmt und von den Nazis schließlich zum "Heldengedenktag" umfunktioniert – ein Tag für Kriegsverherrlichung und nationalistische Propaganda.
Nun sollen auch Bundeswehrsoldaten jährlich geehrt werden – über 10 Millionen Männer (und einige Frauen), die seit 1955 gedient haben, ganz gleich, ob Kriegsverbrecher oder Mitläufer bei weltweiten Kriegseinsätzen. Mit dem Veteranentag wird all das als „Dienst an der Gesellschaft“ verklärt. Denn: wer Kriege vorbereitet, braucht Erinnerungskultur, die das Töten und Sterben für die Nation verklärt! Wir sagen: Kein Sterben für Deutschland, kein heroisches Getue, kein Veteranentag – Organisieren gegen die Kriegstüchtigkeit in den Köpfen!Für eine Welt ohne Veteranen - Für eine Welt ohne Krieg!
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Presseerklärung
Veteranentag auf dem Hessentag in Bad Vilbel: Interventionistische Linke mit Störaktion
Frankfurt am Main, 15.05.2025
Erstmals wird in Deutschland am 15. Juni der sogenannte Nationale Veteranentag begangen. Auch auf dem Hessentag in Bad Vilbel wurden in einem Zelt der Bundeswehr Soldat:innen, und damit auch die deutsche Militärgeschichte, geehrt. Im Rahmen bundesweiter Proteste gegen den Veteranentag führte die Frankfurter Ortsgruppe der Interventionistischen Linken (IL) zu Beginn der Veranstaltung mit Boris Rhein eine Störaktion durch.
Faru Mankurt von der IL Frankfurt kommentiert dies wie folgt: „Mit Schrecken beobachten wir seit drei Jahren einen langsamen, aber stetigen Prozess der Militarisierung in Deutschland. Wir sehen Werbung für den Krieg an Bussen und Haltestellen, Jugendliche, die sich für das Töten und Sterben vorbereiten sollen, und eine öffentliche Daseinsvorsorge, die zugunsten des Militärs zurückgeschraubt wird. Wer Bildung, Gesundheit und Kultur für eine Armee opfert, opfert eine ganze Gesellschaft. Wir werden hier in Deutschland keinen offenen Krieg erleben, und doch hat der Krieg die politischen Entscheidungsträger:innen bereits im Kopf erwischt. Deswegen haben wir und weitere politische Strukturen heute für einen kurzen Moment den Veteranentag gestört – mit Aufklärungsmaterialien, kreativem Krach und einer Menschenblockade. Auch in anderen Städten haben heute Aktionen gegen den Veteranentag stattgefunden. Gegen die Normalisierung von Militär und Krieg setzen wir unseren Protest und Widerstand. Es wird kein Schweigen geben!“
Zum Hintergrund der Interventionistischen Linken (IL)
Die IL existiert seit 2004 und ist in zwei Dutzend Städten mit Ortsgruppen präsent. 2007 trat sie erstmals öffentlich in Erscheinung, als sie zusammen mit weiteren linken Akteuren den G8-Gipfel in Heiligendamm mit Blockaden und direkten Aktionen zu verhindern suchte. Es folgten Kämpfe in den Wäldern im Wendland gegen den Castor-Transport und später kurzfristige Besetzungen von Kohlebaggern in Bergbaugebieten (bis Anfang der 2020er Jahre). Europaweit mobilisierte die IL in den Jahren 2012-2015 nach Frankfurt, um mit dem Aktionsbündnis „Blockupy“ gegen das deutsche Spardiktat gegenüber südeuropäischen Gesellschaften zu protestieren. In den letzten Jahren beschäftigt sich die IL zunehmend mit der Militarisierung der Gesellschaft und versucht mit anti-militaristischen Aktionen einen gesellschaftlichen Gegenpol zu bilden.